Erfahrungsberichte Orthorexie

In diesem Blogbeitrag findest du einige Erfahrungsberichte, bzw. Fallbeispiele von Patientinnen meiner Praxis. 

Jana, 28 Jahre, Haarausfall durch Orthorexie

Ihr Anliegen
 
Als Jana zu mir ins Coaching kam, war sie verzweifelt, denn sie war zunehmend erschöpfter und konnte sich ihren Haarausfall nicht erklären. Außerdem plagten sie Schlafstörungen. Ihre Ernährung empfand sie als sehr gesund. Ein Bluttest beim Arzt ergab einen schweren Mangel an Eisen, Folsäure und B12. Sie wusste nicht, was sie noch ändern konnte, damit sich ihre Beschwerden endlich besserten.

 

Bestandsaufnahme

Ich bat Jana ch ein Ernährungsprotokoll zu führen. Dieses zeigte eine recht einseitige Ernährung, im Wesentlichen auf 10 Lebensmitteln basierend. Im Erstgespräch fragte ich Jana wie lange sie sich schon so ernährte. Und es stellte sich heraus, dass das Thema Ernährung Jana bereits seit 6 Jahren stark beschäftigte.
Es fing mit Zuckerfasten zur Osterzeit an. Vorher hatte Sie sich noch nicht viel mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt, wollte dies aber schon länger tun, um 2-3 Kilo abzunehmen. Durch die Fastenzeit verlor sie das Gewicht direkt, erhielt viele Komplimente und wollte direkt weitermachen. Perfektionismus zeigte sich bei Jana bisher vor allem auf berufliche Ebene. Schon lange wollte Sie auch ihren Körper perfektionieren. So machte sie nach dem Zuckerfasten mit "Clean Eating" weiter. Und kaufte nur noch Lebensmittel, die weniger als 5 Zutaten enthielten, reduzierte Auswärtsessen auf ein Minium und kochte jeden Tag frisch, egal wie stressig der Tag auch war. Über die Jahre las sich Jana immer mehr in das Thema Ernährung ein, folgte Food-Bloggern und ernährte sich nach einiger Zeit zudem vegan. Auswärtsessen kam schon nach ein paar Monaten gar nicht mehr vor. Jana waren ihre Ernährungsregeln wichtiger als die gemeinsame Zeit mit ihren Freunden. Je mehr sie über das Thema "Gesunde Ernährung" las, desto mehr Lebensmittel lies sie weg. Sobald sie hörte, dass ein Lebensmittel in irgendeiner Form ungesund sein könnte, schloss sie es lieber direkt aus. Sie fühlte sich so sicherer und war gewiss, dass sie einen weiteren Beitrag zu ihrer Gesundheit leistete.

Janas Weg in ein entspanntes Essverhalten

Gemeinsam gingen wir Jana's Ernährungsprotokoll durch. Ich lies mir von ihr erklären warum sie bestimmte Lebensmittel ausschloss. Wir sprachen viel über ihre Ängste, die damit verbunden waren, gewisse Lebensmittel wieder in ihre Ernährung einzubauen. Zusammen sahen wir uns an, welchen Beitrag die ausgeschlossenen Lebensmittel zu Ihrer Gesundheit leisten könnten und was genau ihrem Körper derzeit fehlt. Wir sahen uns außerdem ihre persönlichen Ernährungsregeln an und fanden heraus, ob und wie diese ihr nutzen oder vielleicht sogar schaden. Jana konnte zu nahezu jeder Regel den Ursprung nennen, dessen Wahrheitsgehalt wir dann gemeinsam überprüften. Jana erkannte, dass der Stress, die vielen negativen Gedanken und der Perfektionismus im Bezug auf ihre Ernährung, ihrer Gesundheit mehr schadeten als nutzten. Wir arbeiteten fast ein Jahr zusammen, in dem es nicht nur ums Essen, sondern vor allem ums loslassen und Vertrauen ging. Vertrauen, dass ihr Körper weiß was er braucht und auch damit klar kommt, wenn es mal nicht perfekt läuft. Hier konnte Jana durch verschiedene, von mir angeleitete Mediationen und Techniken, wieder in Kontakt mit ihrem Körper und ihren Bedürfnissen treten. Heute kann Jana sehr genau sagen auf welche Lebensmittel sie Lust hat und damit auch, welches Essen ihr Körper gerade braucht. Sie weiß auch, wie sie die Hunger- und Sättigungssignale ihres Körper deuten kann. Sie freut sich über die vielen Lebensmittel, die jetzt ihren Speiseplan bereicher und kann sich bei Essentscheidungen absolut auf ihre Intuition verlassen. Sie hat ihre sozialen Kontakte wieder aufleben lassen und geht heute gerne mit Freunden essen.
Ihre Mikronährstoffspeicher konnte sie durch eine gezielte Supplementation wieder auffüllen, sodass sie sich heute energiegeladen fühlt und wieder besser schläft. Und auch der Haarausfall bessert sich zusehends. 

Marina (17): unreine Haut und Reizdarm

Ihr Anliegen
 
Als Marina zu mir in die Beratung kam, wusste sie nicht mehr weiter. Sie war seit 1,5 Jahren verzweifelt auf der Suche nach einer Lösung für ihre Hautprobleme. Mit Beginn der Pubertät wurde ihre Haut Zusehens unreiner und Marina fühlte sich immer unwohler. Sie war davon überzeugt, dass eine "perfekte Ernährung" auch zu einer strahlenden Haut führen würde.   

 

Bestandsaufnahme

Bei der Anamnese berichtete Marina, dass sie seit mehreren Monaten eine "Detox-Kur" von Kimblery Snyder macht. Die "Promi-Ernährungsberaterin" aus New York empfiehlt viel Rohkost und vor allem grüne Smoothies für eine strahlende Haut. Marina erzählte, dass es sie viel Überwindung kostet diese "Dinger" zu trinken, aber es helfe ja nichts. Sie freute sich kaum noch auf die Nahrungsaufnahme. Es wurde immer mehr zu Qual. Nicht nur für ihre Geschmacksnerven. Sie wurde zudem von Magen-Darm-Problemen geplagt. Starke Blähungen und durchfallartiger Stuhlgang machten es Marina schier unmöglich sozialen Aktivitäten nachzugehen. Nach mehreren Arztbesuchen und Untersuchungen wurde ihr ein Reizdarm diagnostiziert und eine FODMAP-Ernährung empfohlen. Marina war Zunehmens verwirrt. Sie dachte, sie würde sich schon sehr gesund ernähren und nun sollte sie auch noch diverse Gemüsesorten weglassen. Es blieben kaum noch Lebensmittel übrig, die sie essen "konnte/durfte". Ihr Gewicht sank rapide. Marina war ständig kalt, sie war energielos und müde. Weder die Bauchschmerzen noch die Haut verbesserten sich. Gleichzeitig hatte sie immer mehr Panik vorm Essen, da sie nicht Angst hatte, etwas Falsches zu essen. Deshalb suchte sie sich Hilfe.

Marias Weg zurück zur Intuition

Marina und ich entschieden, dass wir uns zunächst ihrem Reizdarm zuwenden. Magen-Darm-Beschwerden sehe ich bei besonders bei Frauen, die viel Rohkost essen, sehr häufig. Für einen "schwachen Darm" ist das eine totale Überforderung. Die Nährstoffe können nicht adäquat aufgenommen werden, der Körper will alles schnell wieder loswerden- der Stuhlgang wird immer weicher. Marina fiel es zunächst schwer zu glauben, dass gekochte Nahrung ihrem Körper womöglich besser tun würde. Sie hatte so viel über "zerstörte Enzyme und Vitamine" in gekochter Nahrung gelesen. Ihr leuchtete jedoch ein, dass bei der Verdauung, die sie zu dieser Zeit hatte, kaum Vitamine resorbiert werden konnten. Auch der Stress und die ständigen Sorgen ums "richtige" Essen schlugen ihr im wahrsten Sinne "auf den Magen. Zudem verstand sie, dass einige Vitamine in schonend gekochter Form sogar besser verfügbar werden, da Zellwände aufgebrochen werden. Sie entschied sich auszuprobieren, wie ihr Körper auf gekochte Mahlzeiten reagierte. Sie baute nach und nach immer mehr dieser Mahlzeiten in ihren Speiseplan ein. Wir durchstöberten gemeinsam Rezeptblogs, sodass sich Marina inspirieren lassen konnte. Ihr wurde immer bewusster, auf welche Mahlzeiten und Lebensmittel sie wirklich Lust hat. Damit kamen aber auch Zweifel und Ängste hoch: "Das Rezept kann ich nicht machen, da ist XY drin". Wir schauten uns ihre Bedenken in Ruhe an. Marina lernte mit der Zeit immer mehr Vertrauen in ihren Körper zu gewinnen. Sie schaute mehr darauf wie ihr Körper auf einzelne Mahlzeiten reagierte und konnte die Signale ihres Körpers immer besser deuten. Der Reizdarm verschwand nach einigen Monaten komplett. Neben einer Ernährungsweise, die wirklich zu ihrem Körper passt, ist das Thema Ernährung heute für Sie mit Genuss und Leichtigkeit verbunden. Das Einkaufen erledigt sie unbeschwert und mit Vorfreude. Früher war es für sie ein Horrortrip, weil überall "der Feind" (ungesunde Lebensmittel) lauerte.  Sie quält sich jetzt nicht mehr mit grünen Smoothies und isst das, was ihr wirklich schmeckt. Auch ihre Haut verbesserte sich, was aber vermutlich maßgeblich an einer veränderten Hautpflege lag. 

Lara (24): Paleo Vegan und Sportzwang

Ihr Anliegen
 
Lara war auf der Suche nach Unterstützung, weil sie ihr Sportprogramm kaum noch absolvieren konnte- sie wurde immer kraftloser, ihr fehlten Motivation und Energie. Sie hatte es Leid sich zum täglichen "Workout zu prügeln". Sie hatte neben der "Optimierung" ihrer Ernährung schon verschiedenste Nahrungsergänzungsmittel ausprobiert. Aber nichts half. 

 

Bestandsaufnahme

Lara ernährte sich zum Zeitpunkt unserer ersten Sitzung streng vegan. Sie hatte viel über "die Steinzeit-Ernährung" gelesen und war davon überzeugt, dass sie damit ihren Körper "rein" und "fit" halten kann. Ihr Gefiel die Idee auf industriell verarbeitete Produkte zu verzichten und sich natürlich zu ernähren. Sie versprach sich davon mehr körperliche und geistige Energie, besseren Schlaf, reine Haut und schöne Haare, optimale Verdauung und besseres Muskelwachstum. Sie wollte einen perfekten und fitten Körper und möglichst für immer gesund bleiben. Ihr Ziel war es, alles auszuschließen, was dem im Weg stand. Den größten Einfluss sah sie im Bereich Ernährung und Sport. Lara ernährte sich schon mehrere Jahre vegetarisch und konnte sich nicht vorstellen, wieder Fleisch zu essen. Da die Paleo-Ernährung rät zudem davon ab, Milchprodukte zu essen. Da ihr die Idee, sich vegan zu ernähren, sehr gefiel verzichtete sie auf alle tierischen Produkte. Dadurch war nahm sie nur noch sehr wenig Eiweiß zu sich, denn auch Hülsenfrüchte (auch Soja) werden bei der Steinzeit-Ernährung gemieden. Somit ernährte sich Lara allein von regionalem Bio-Obst und Gemüse, Nüssen und Samen, jeder Menge Süßkartoffeln, Kräutern und verschiedenen Ölen und Avocados. Sie ging 3 x in der Woche laufen und absolvierte mindestens 4 x die Woche ein anspruchsvolles HIT-Training. Doch ihre Leistung sank trotz all ihrer Bemühungen immer weiter ab. Sie verlor immer mehr an Gewicht und auch ihre Periode blieb aus.

Wie Lara ihre Energie wieder zurückgewann

Für Lara war es wichtig zu verstehen, warum ihre Energie immer weiter abnahm. Dazu sahen wir uns die Lebensmittel an, die sie regelmäßig ass und die, die sie vermied. Sie hatte viel über sogenannte "Anti-Nährstoffe" gelesen und immense Angst davor, ihren Körper mit ungesunden Lebensmittel zu "vergiften" oder zu "schwächen". Daher ging es in den ersten Sitzungen erstmal um Aufklärung. 

>>Suchen wir im Internet nach Nahrungsmitteln, gibt es kaum ein Lebensmittel, dass nicht irgendwo auf der "roten Liste" steht. Informationen die man zur "gesundheitsschädigenden Wirkung" von Soja, Milchprodukten usw. findet, sind meist weder wissenschaftlich fundiert, noch gut recherchiert. Doch selbst, wenn Studien herangezogen werden, wird ein wichtiger Punkt übersehen: Menge und Ausgewogenheit. Wenn ich einer Handvoll Menschen (viel zu geringe Kohorte btw.!) über 3 Monate jeden Tag 500 g Sojabohnen zu essen gebe, wirkt sich das sicherlich nicht positiv auf deren Gesundheit und Psyche aus. Genauso wie es sich nicht positiv auswirken würde, wenn eben diese Gruppe 3 Monate nur Salat isst. Eine gesunde Ernährung zeichnet sich durch Abwechselung aus. Und unser Körper ist durchaus in der Lage mit Stoffen in der Nahrung umzugehen, die er nicht braucht- er hat dafür unzählige Mechanismen und mehrere Entgiftungsorgane. Unser Körper weiß genau was zu tun ist- wir müssen ihm nur vertrauen.. <<

Womit er aber langfristig nicht gut umgehen kann, ist, wenn er nicht ausreichend Energie und Nährstoffe bekommt. Genau das war bei Lara der Fall. Ihr Körper brauchte Energie in Form von Kohlenhydraten (KH), um die viele Bewegung zu bewältigen. Doch das einzige, was er in Form von KH bekam, waren Süßkartoffeln (die Lara schon seit langem nicht mehr sehen konnte) und etwas Obst. Daher fühlte sich Lena weder motiviert noch energiegeladen genug, um Sport zu machen. Gleichzeitig war Eiweiß nötig, das u.a. wichtig für Muskeln, Haut, Haare und Hormonbildung ist. Auch das kam viel zu kurz. Wir gingen gemeinsam die von Lara ausgeschlossenen Lebensmittelgruppen durch und besprachen ihre Bedenken. Wir stellten Nutzen und Nachteile gegenüber. Stück für Stück integrierte Lara immer mehr Lebensmittel und beobachtete dabei genau, wie sie sich damit fühlte. Schon nach wenigen Tagen bemerkte sie, dass ihre Energie zurückkam. Das lag unter anderem daran, dass sie wieder begann Getreide zu essen und diverse (zunächst pflanzliche) Eiweißlieferanten zu sich nahm.. Das Training fiel ihr wieder leichter. Auch hier erarbeiteten wir mehr Vertrauen in die Signale ihres Körpers. Lena lernte, wie viel Bewegung ihr wirklich gut tat und wann es zu viel war und sie eine Pause brauchte. Der Zwang täglich trainieren zu müssen, ging immer mehr zurück. Gegen Ende des Coachings sich immer mehr auf Sportarten, die ihr wirklich Spaß machten- und meldete sie sich bei Hip-Hop-Tanzgruppe an. Sie beschreibt ihre Ernährung heute als vielfältig und schmackhaft.