Es spricht grundsätzlich nichts dagegen sich mit dem Thema Ernährung auseinanderzusetzen. Allerdings gestaltet sich das, auf Grund der vorherrschenden Informationsflut, als gar nicht so einfach. Besonders perfektionistisch veranlagte Menschen, mit starken Ehrgeiz und Leistungsorientierung neigen dazu, neben anderen Lebensbereichen, auch ihren Körper und ihre Gesundheit optimieren zu wollen. Wenn es bei der Lebensmittelauswahl immer mehr um die Frage: "Was ist gesund und was darf/sollte ich jetzt essen?" geht und weniger um die Frage:
"Was schmeckt und tut mir gut?", ist das schon ein Zeichen für die Entfernung von den eigenen, körperlichen Bedürfnissen. In der folgenden Übersicht habe ich eine "ausgewogene/intuitive Ernährung" der Orthorexie mit ihren Symptomen gegenübergestellt.
Symptome der Orthorexie
- 24/7 Beschäftigung mit dem Thema Ernährung
- Recherche, Kochen, Einkaufen prägen den Alltag
- Weglassen von Nahrungsmittelgruppen ohne
medizinische Diagnose
- Befolgung strenger Regeln
- Nur "gesunde" Lebensmittel fühlen sich beim Essen gut an
- Geschmack und Genuss sind zweitranging
- Panik & Angst bei Nichteinhaltung der Regeln
- Ausgleich von Fehltritten durch "noch gesündere Ernährung" oder Sport
- Festivitäten & Einladungen bei Freunden werden oft abgesagt (Gefahr kein "gesundes" Essen zu finden)
- Die eigenen Ernährungsregeln befolgen ist wichtiger als Freunde treffen (sozialer Rückzug)
- Dauerbeschäftigung: Einkaufen, Zutatenlisten lesen, Speisepläne überlegen
- Interesse an anderen Aktivitäten /Hobbys sinkt
Intuitive/ausgewogene Ernährung
- Natürliche Freude am Essen
- Lebensmittelauswahl nach Geschmack und Verträglichkeit
- Keine Regeln oder festgelegte Uhrzeiten
- Essen nach Hunger und Sättigung
- Sich Zeit nehmen für die eigene Versorgung -> ohne, dass es den Alltag bestimmt
- Reinspüren: Was brauche ich gerade?
- Regelmäßiges Essen für gute Energieversorgung
- Lebensmittel werden nicht als Werkzeug eingesetzt um den eigenen Körper zu verändern
- Abweichungen vom Speiseplan sind unproblematisch
- Sowohl nährstoffreiche Speise als auch reine Genussspeisen werden mit Freude verzehrt
- Kein schlechtes Gewissen nach einer Speise mit geringer Nährstoffdichte
Bloß nicht in die Situation kommen, ungesund essen zu müssen
Oft wird das Essverhalten und die soziale Isolation mit folgenden Ausreden begründet:
- Danke für die Einladung zum Essen, aber ich hab schon gegessen
- Ich vertrage XY nicht und kann deswegen heute nicht mit essen gehen
- Ich habe gerade keinen Hunger
- Ich hab zu Hause noch so viel Essen vorbereitet, das muss erstmal weg
- Im Restaurant XY finde ich nichts, was mir schmeckt
Gefühl der Überlegenheit und die Überzeugung anderer
Einige Patienten berichten, dass sie so von ihren Ernährungsregeln überzeugt sind, dass sie auch andere (vor allem ihr nahes Umfeld) davon überzeugen müssen, um diese zu schützen.
Meine persönliche Erfahrung: Ich hatte diesen Überzeugungsdrang nur gegenüber einer Verwandten. Gegenüber anderen, war ich froh, wenn ich mit meinem Verhalten nicht auffiel.
"Ich hatte ständig das Gefühl mich für meine Ernährung oder mein "Nicht-Mitessen" rechtfertigen zu müssen."
In diesen Momenten habe ich mich mit Familie und Freunden überhaupt nicht wohlgefühlt. Ich denke, ich habe die ganze Zeit geahnt, dass mein Verhalten nicht "normal" ist.
"Gegenüber Fremden kam regelmäßig ein Gefühl der Überlegenheit hoch, wenn ich sah, dass diese eine als "ungesund" eingestufte Speise aßen. "
Orthorexie-Betroffene fühlen sich dann besser, reiner und gesünder als ihr Gegenüber.
Du möchtest dich wieder unbeschwert ernähren und das Essen mit Freunden und Familie ohne schlechtes Gewissen genießen können? Der Gedanke daran, deine Regeln loszulassen macht dir jedoch Angst? Lass uns darüber in einem kostenlosen Kennlerngespräch sprechen.
Der Körper ist widerstandsfähig
Selbst wenn ganze Lebensmittelgruppen vom Speiseplan gestrichen werden und die Ernährung damit immer nährstoffärmer und einseitiger wird, hat unser Körper verschiedene "Back-Up-Systeme" durch die er weiter funktionieren kann- wenn auch nur suboptimal. Deshalb kann es Jahre- manchmal Jahrzehnte dauern, bis Orthorexie festgestellt wird, bzw. auffällt.
(Quelle: Orthorexia- When Clean Eating goes bad von Renee McGregor)