Social Media
Social Media gibt uns leichten Zugang zu verschiedensten Meinungen zu gesunder Ernährung.
Bilder von perfekt präsentiertem Essen, schlanken und trainierten Körpern, sowie dazugehörigen Workouts, führen dazu, dass der eigene Körper, Lebensstil und die eigene Gesundheit ständig in Frage gestellt werden. Mit fatalen Folgen.
Der Einfluss von Social Media auf das Essverhalten
"Im Jahr 2021/22 gaben 78 Prozent der 16- bis 19-jährigen Befragten an, Instagram zu nutzen. Am beliebtesten ist das soziale Netzwerk..., unter den 20- bis 29-Jährigen. In dieser Altersgruppe belief sich der Anteil der Instagram-Nutzer auf 81 Prozent." (Statista)
Auf der ständigen Suche nach Zauberformel für "ewige Schönheit", einem "dauerhaft schlanken Körper" oder "anhaltende Gesundheit", scheint Instagram die perfekte Plattform zu sein.
Doch abgesehen davon, dass es für keinen dieser Bereiche ein Patentrezept gibt, sind viele Informationen, die wir im Internet zu diesen Themen finden, nicht gut recherchiert. Besonders auf Instagram handelt es sich oft im Erfahrungsberichte, die uns in den Bann ziehen. Diese eine Geschichte, von dieser einen Person, die uns glauben lässt, dass dies auch der richtige Weg für uns sein muss. Eine persönliche, sehr individuelle Geschichte, die Regeln aufzeigt, die plötzlich für alle gelten/ genauso funktionieren sollen. Eine "Ein-Frau-Studie"- wissenschaftlich gesehen komplett unbrauchbar. Social Media- technisch gesehen eine Goldgrube.
Erfolgsgeschichten vermitteln uns: "Wenn du so isst wie ich, kannst du sein wie ich". Und das bedeutet meistens: schön, schlank, erfolgreich, beliebt. Tritt der erhoffte Effekt trotz Befolgung aller Regeln nicht ein, wird immer weiter optimiert. Der Fehler wird bei sich selbst gesucht und nicht im Ernährungskonzept des Influencers. Damit gehen oft Frustration und Selbstvorwürfe einher. "Andere schaffen es doch auch, warum bin nur ich so unfähig/ undiszipliniert!? Ich muss mich einfach mal mehr zusammenreißen". Der Kampf gegen sich selbst und den eigenen Körper scheint unabdingbar. Immer wieder angetrieben durch glänzende Fotos von "trainierten, gesunden" Körpern. Was oft verborgen bleibt ist, dass das gepostete Sixpack-Foto , morgens, nüchtern und erst mit Selfie-Versuch Nummer 121 entstanden ist. Dass die Erlangung dieses Körpers mit viel Verzicht und Quälerei verbunden ist, wird meist außen vorgelassen. Man braucht einfach nur das richtige Mindset- dann geht alles- so die Message. Es entsteht der Eindruck, dass dieses Ziel mit Leichtigkeit zu erreichen ist. Wenn man es nicht schafft, ist man einfach nur nicht diszipliniert genug.
Genauso kann es aber passieren, dass durch eine Ernährungsumstellung und Sportprogramm gewisse Ziele erreicht werden, wie zum Beispiel ein definierter(er) Körper. Das Selbstbewusstsein kann steigen- man fühlt sich sicherer, schöner, wertvoller. Grundsätzlich nichts Fatales. Wird dieses Selbstbewusstsein allerdings allein von den äußeren Umständen ("trainierter" Körper, perfekte Ernährung) abhängig gemacht, ist das eine sehr fragile Basis, die ständig droht wegzubrechen, sobald von den strengen Regeln abgewichen wird. Entsteht der Glaube: jetzt bin ich schön(er), durchtrainert(er) und bekomme deshalb mehr Aufmerksamkeit, so fühlt sich diese Art von Aufmerksamkeit und Anerkennung, mit der Zeit immer leerer an. Denn sie spricht nicht das an, was wir uns im Kern wünschen- und das ist, gesehen und geliebt zu werden so wie wir wirklich sind und nicht, wie wir vorgeben zu sein. Es scheint oft sicherer, sich hinter einer Maske zu verstecken. Eine Maske, die nötig zu sein scheint, um liebenswert zu sein. Der Glaube, nicht wir selbst sein zu können, ist zermürbend. Gleichzeitig schafft diese Überzeugung den Antrieb, um immer wieder nach neuen Möglichkeiten der Selbstoptimierung Ausschau zu halten.
Dabei wollen wir tief in unserem Inneren für das geliebt werden, was wir wirklich sind. Menschen, die es sich selbst so akzeptieren können, wie sie sind, ziehen uns auf magische Weise an. Sie strahlen Leichtigkeit, Freude und (Selbst-) Liebe aus. Sie sind weniger mit sich und dem Eindruck, den sie auf ihr Gegenüber machen, beschäftigt und haben damit auch mehr Kapazitäten für andere. Unperfekt/nicht der vorgegeben Norm entsprechend und dennoch glücklich. Das ist es, was wir wollen. Nur so können wir eine wahre Verbindung eingehen. Mit uns- und mit den Menschen, die uns umgeben. Die Abgrenzung von gesellschaftlichen Idealvorstellungen, selbstzerstörerischen Instagram-Profilen und das ehrliche Hinschauen bei der Frage: wie will ICH mein Leben leben, können erste wichtige Schritte in diese Richtung sein.