Ausprägungen

Orthorexie hat viele Facetten

Stevan Bratman prägte 1997 diesen Begriff. Er ernährte sich selbst zeitweilig nur noch von frisch geernteten Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten.  Hier erfährst du mehr über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Ausprägung. 

Gemeinsame Grundüberzeugung

Auch wenn sich die Ernährungsstyle bei Orthorexie-Betroffenen stark unterscheiden können, sind die Grundüberzeugungen die gleichen:

  • Das eigens verfolgte Ernährungskonzept ist das einzig richtige.
  • Jeder sollte sich so ernähren, aber nur wenige schaffen es.
  • Wenn man sich streng daran hält, lebt man ein Leben lang gesund. 
  • Eine Abweichung von dieser Ernährung macht krank.
  • Es ist wichtig sich zu 100% daran zu halten.
  • Fehltritte/Sünden müssen ausgeglichen werden (Entgiftung z.B. durch Fasten oder Smoothies).
  • Selbst zubereitetes Essen ist am sichersten.
  • Gesunde Ernährung und die Kontrolle machen glücklich.

Wie wird gegessen?

Es geht nicht nur um die Frage welche Lebensmittel verzehrt werden dürfen, sondern auch darum, wie dies erfolgt. Es sollte alles so perfekt wie möglich passieren. Regeln bestimmen den Alltag.
Hier ein paar Beispiele:

Uhrzeit

  • Nach 18 Uhr keine Kohlenhydrate mehr
  • Kein Frühstück auf Grund von Intervallfasten
  • Obst immer im zeitlichen Abstand von 1-3 Std. zu anderen Mahlzeiten
  • Nur eine Mahlzeit am Tag      

Trennkost

  • Zum Essen nichts trinken
  • Obst immer alleine essen
  • Nüsse nicht mit tierischem Eiweiß kombinieren
  • Proteine und Kohlenhydrate nicht zusammen essen

Kauen

Jeder Bissen wird minutenlang gekaut. 

Was wird gegessen?

Das kann sich unter den Betroffenen stark unterscheiden. Meistens gibt es einen Ernährungstrend, der die Grundlage für das Essverhalten bildet. Je nachdem ob es sich dabei um Clean Eating, Paleo, Rohkost vegan, Low Carb, High Carb oder eine rein basische Ernährung mit Superfoods handelt, werden bestimmte Lebensmittel oder auch ganze Lebensmittelgruppen weggelassen. Und das ohne medizinische Begründung. Manchmal werden Symptome, wie Verdauungsbeschwerden allein durch die Ängste, die sich beim Verzehr einschalten, hervorgerufen. Diese gelten dann für die Betroffenen als Beweis für die Unverträglichkeit.

Wegegelassen werden zum Beispiel:

  • Öle
  • Tierische Lebensmittel
  • Verarbeitete Lebensmittel
  • Stark eiweißreiche Lebensmittel
  • Konventionell erzeugte Lebensmittel (nicht Bio)
  • Glutenhaltige Lebensmittel
  • Kohlenhydrathaltige Lebensmittel, vor allem:
    Zucker
    Weißmehl
    Brot 


Es gibt für keine dieser Ernährungsformen eine fundierte, wissenschaftliche Grundlage.
Dennoch wird dem jeweiligen Ernährungstrend dogmatisch gefolgt.
 

"Da ist dieses Gefühl mehr zu wissen, als all die anderen."

 
Einige Betroffene berichten von dem Gefühl der Überlegenheit. Um Familie und Freunde vor den Folgen ungesunder Ernährung zu schützen, versuchen sie diese ebenfalls zu überzeugen sich so zu ernähren. 

Oft weitet sich der Perfektionismus auch auf andere Bereiche aus. So wird nicht selten auch bei Waschmittel, Shampoo oder Zahnpasta genau hingeschaut was drin ist. Alles soll möglichst rein sein. 

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