Warum wir schon als Kind verlernen intuitiv zu essen

Intuitive Ernährung? Wie soll das gehen? Wissen wir einfach was und wie viel wir essen sollten?
Die Antwort ist: Ja.
Wir werden tatsächlich als intuitive Esser geboren.

Ein Baby schreit, macht sich bemerkbar, wenn es Hunger hat und dann gibt es nichts wichtigeres, als diesen Hunger zu stillen. Natürlich genießt das Baby dabei auch die Wärme und Geborgenheit bei der Mutter. Das macht die Nahrungsaufnahme zu einem besonderen Erlebnis. Und obwohl es so toll ist, trinkt es nicht über den Durst hinaus. Wenn ein Baby satt ist, lässt es von der Brust ab. Und trinkt erst wieder, wenn der nächste Hunger da ist.

Wenn Kinder alleine essen dürfen und sich aus einer Vielfalt von Lebensmitteln bedienen dürfen, dann zeigt sich in Studien nach mehrwöchiger Beobachtung, im Schnitt, eine wunderbar ausgewogene Ernährung. 

Kinder wissen intuitiv was sie brauchen. 


Sie hören einfach auf ihren Bauch, essen, wenn sie hungrig sind und hören auf, wenn sie satt satt sind. Und sie ordnen Lebensmittel nicht in gut oder schlecht ein.

Einem Kleinkind würde niemals der Gedanke kommen „Ist ja schon spät, Brot essen darf ich jetzt nicht mehr- abends sind Kohlenhydrate verboten“ oder: „Oh noch nicht 10 Uhr, da kann ich doch noch nicht frühstücken“. Und vielleicht musst du jetzt bei der Vorstellung schmunzeln. Dabei sind diese Gedanken für viele Erwachsene ganz selbstverständlich. 

In den Köpfen kleiner Kinder gibt es jedoch keine Verbote und kein Verzicht. 


Ein Kind hat das Vertrauen, dass es essen kann und darf, wann immer es Hunger hat, vor allem wenn von Seiten der Eltern immer gut auf die Bedürfnisse eingegangen wurde. In der Regel haben Eltern bis zu einem gewissen Alter des Kindes, von ca. 2 Jahren auch noch Vertrauen in die Intuition des Kindes. 
Danach wird das Ernährungsverhalten des Kindes immer öfter in Frage gestellt. Mit Aussagen wie: 

Du kannst doch noch nicht satt sein, iss noch ein Stück Brot, dann darfst du spielen gehen. 

Nur Reis, ohne Soße? Das ist nicht gut. Nimm etwas Soße und Gemüse dazu.

So wird die Intuition des Kindes immer wieder von außen „korrigiert“. Natürlich meinen das Eltern nicht böse. Sie wollen nur das Beste für ihr Kind. Sie möchten, dass die Ernährung ausgewogen ist, also genügend Obst und Gemüse enthält oder das Kind genug isst, damit es nicht zu dünn ist oder eben weniger isst, damit es nicht zu viel Gewicht zulegt.“ Und das ist total nachvollziehbar. Allerdings ist es wie bei Diäten bei uns im Erwachsenenalter- sie funktionieren nicht. 


Mit Zwang hat noch niemand nachhaltig Gemüse in ein Kind bekommen. 


Es entsteht eher ein Widerstand und wenn das Gemüse gegessen wird, dann nur, damit es keinen Ärger gibt. Und da würde mich mal interessieren: Kennst du das auch? Musstest du bestimmte Lebensmittel essen, obwohl du sie nicht mochtest?

Mit Aussagen wie: „Iss dein Gemüse auf, dann gibt es Nachtisch“. „Iss deinen Teller leer, dann wird es morgen auch nicht regnen“ passiert Folgendes:
Zum einen lernt das Kind: Okay, das Gemüse scheint wichtig zu sein. Da muss man sich durchquälen, auch wenn man etwas Süßes haben will“ und zum anderen lernt es, sich zu überessen. Denn möglicherweise hat es nach dem Gemüse keinen körperlichen Hunger mehr, aber da wartet ja noch der lang ersehnte und hart erarbeitete Nachtisch. Der wird dann natürlich trotzdem gegessen, auch wenn der Bauch eigentlich voll ist. 
 
Kinder lernen so auch Lebensmittel in gut und schlecht  zu unterteilen. Mama sagt, Gemüse ist gut, da muss ich mehr von essen, auch wenn ich es nicht so gerne mag. Süßigkeiten sind böse, die gibt es nicht so oft und davon sollte ich nicht so viel essen. Die muss ich mir verdienen. 

Was dann entsteht, ist ein Verzichthunger. 


Denn natürlich sind die verbotenen Früchte immer die spannenderen. 
Und dazu möchte ich dir zwei Impulse geben: Stell dir mal vor, du bist wieder Kind und deine Eltern würden dir jeden Tag über mehrere Monate einen riesigen Berg Süßigkeiten auf deinen Teller füllen und sagen: "Okay meine Liebe, den musst du jetzt aufessen und dann darfst du von der knackigen Karotte abbeißen oder dir ein anderes Stück Gemüse aussuchen." Worauf hast du wohl Lust? 
 
Natürlich sind Süßigkeiten erstmal spannend und wenn ein Kind schon länger Verzichthunger entwickelt hat, wird es sich auch über die Naschereien hermachen. Aber je mehr ein Kind lernt, dass Lebensmittel weder gut noch schlecht sind und es sich essen nicht verdienen muss, desto öfter wird es wieder intuitive Entscheidungen treffen und dazu gehört auch bei Süßigkeiten mal „nein“ zu sagen oder nach einem Keks genug zu haben. 

Was Obst, Gemüse und Co. betrifft, dürfen wir nicht vergessen, dass ein Kind bis zu 15 Kontakte mit einem Lebensmittel braucht. 


Also: nicht so schnell aufgeben 😊. Vielleicht interessiert sich das Kind zunächst nicht sonderlich für die Tomaten auf dem Abendbrottisch. Beim 6. Mal nimmt es mal eine in die Hand. Beim 7. Mal riecht es dran. Beim 8. Mal nimmt es eine in den Mund, beißt aber nicht ab. Und beim 10. Mal isst es ein Stück davon. Zudem mögen Kinder es am liebsten, Lebensmittel einzeln zu essen. Eine Reispfanne mit 5 Gemüsesorten und Soße kommt daher oft nicht so gut an. 

Kinder schauen sich aber auch bei den Eltern einiges ab. Sie merken genau, wenn Mama im neuen Jahr die Süßigkeiten weglässt. Sie lernen: Süßigkeiten sind böse und man muss sein Essen kontrollieren und sich beherrschen. Außerdem verinnerlichen sie: Wenn man gesund sein und/oder abnehmen will, darf man nicht alles essen. Das kann dazu führen, dass sich Kind ab einem gewissen Alter selbst schlecht fühlt, wenn es etwas Süßes isst. Auch wenn gar nicht auf Diät ist, so wie Mama. Es fragt irgendwann, warum Papa morgens Nutella-Brot isst, und warum es selbst das nicht darf. Ein Kind merkt auch, wenn Mama den Süßigkeiten-Schrank schnell wieder zuschlägt, sobald der Schützling den Raum betritt. Das muss wohl irgendwie was Verbotenes sein, dass man lieber heimlich macht.

Warum spielen wir unseren Kindern was vor?

Klar, wir wollen nicht, dass es uns Süßigkeiten essen sieht und dann auch welche möchte. Dabei wäre ein offener Umgang damit viel zielführender. Sich gemeinsam hinsetzen und die süße Speise genießen. Mit Freude und Genuss und nicht heimlich nebenbei.

 

Empfehlung

Als CoachIN für intuitive Kinderernährung kann ich meine Kollegin Christine Mees wärmstens empfehlen. Durch ihre Unterstützung bekommst du alle Tools an die Hand, die dein Kind für ein gesundes Essverhalten und eine glückliche Beziehung zum Essen braucht.  https://www.ernaehrungmitgenuss.de/