BMI und seine Aussagekraft
Vielleicht hast du auch schonmal gehört, dass der BMI nicht aussagekräftig ist, z.B., wenn man sehr muskulös ist. Aber es gibt noch weitere Gründe, aus denen man den BMI nicht als Maßstab für Gesundheit heranziehen sollte.
Der Body-Mass-Index setzt Körpergröße und Gewicht in Relation und wurde ursprünglich herangezogen, um Bevölkerungsgruppen statistisch zu vergleichen. Er diente nicht dazu, zu beurteilen ob Einzelpersonen, z.B. Marta 168cm groß, ab einem bestimmten Gewicht übergewichtig ist.
Eine Metaanalyse aus 2012* hat gezeigt, dass Übergewichtige (BMI 25-30) im Vergleich zu Normalgewichtigen sogar eine geringere Sterblichkeit haben. Mittels des BMI lassen sich weder Gesundheitszustand einer Person, noch Sterblichkeitsrisiko messen, denn Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Schlafmangel und Stress bleiben unberücksichtigt. Problematisch ist, dass das Gewicht und der BMI Parameter sind, die sich sofort, z.B. bei einer ärztlichen Untersuchung, bestimmen lassen. Andere, o.g. Lebensstilfaktoren lassen sich nicht so einfach bestimmen, sind aber in der Beurteilung der Gesundheit des Patienten von entscheidender Bedeutung.
Das führt dazu, dass sich immer mehr Menschen (auf ärztliche Empfehlung!) durch strenge Ernährungs- und Sportprogramme quälen, um einem bestimmten BMI gerecht zu werden und gesund zu sein- aber werden dadurch krank(er).
Diäten erhöhen nachweislich das Risiko für eine Gewichtszunahme durch den bekannten Jojo-Effekt*. Ständige Gewichts- ab und Zunahmen erhöhen nachweislich das Risko für Herzkreiserkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall*. Wenn du mehr darüber wissen willst, was genau in unserem Körper bei einer Diät passiert, schau dir meinen Blogbeitrag „Warum du langfristig durch Diäten zunimmst“ (ab 10.02.23 auf meiner Website) an.
Okay, aber woran erkenne ich denn dann mein persönliches Ideal/Sollgewicht?
Eins ist sicher, wenn du dein Körpergewicht, nur durch Hungerkuren (Verzicht und starke Kalorienreduktion), ein exzessives Sportprogramm oder einen strengen Ernährungsplan erreicht hast, entspricht es nicht deinem persönlichen Ideal/Sollgewicht.
Dein persönliches Ideal/-Sollgewicht pendelt sich von alleine ein, wenn du:
-genug und regelmäßig isst (ohne Verbote)
-auf Hunger und Sättigung hörst
-mental im Gleichgewicht bist
-ausreichend schläfst
-dich intuitiv bewegst
-dir ausreichend Pausen gönnst
Durch den respektvollen Umgang mit dir selbst und einem neuen Verständnis der Selbstfürsorge, lernst du deine wahren körperlichen, emotionalen und mentalen Bedürfnisse kennen. Das ist der Punkt, an dem dich die Zahl deiner Waage nicht mehr interessiert- weil du anfängst zu leben und endlich Zeit für die Dinge hast, die dir wirklich etwas bedeuten.
Niedriger BMI = Magersucht?
Der BMI wird auch herangezogen, wenn es es darum geht zu beurteilen ob eine Person untergewichtig ist.
Ein Erwachsener gilt als untergewichtig, wenn sein BMI unter 18,5 liegt. In Wert von unter 17,0 steht für hochgradiges Untergewicht und ist eines der Kriterien für Magersucht.
Doch Untergewicht kann auch durch mentale oder Ursachen entstehen, wie z.B. eine Depression, Liebeskummer, einen Verlust eines Nahestehenden oder durch einen unbehandelten Diabetes Typ 1 oder eine Schilddrüsenüberfunktion.
Zudem gibt es Menschen, die durch ihren Körperbau in den Bereich des Untergewichts fallen, ohne magersüchtig zu sein. (Quelle: https://www.bzga-essstoerungen.de)
Liegt der BMI unter 16,5 ist davon aber nicht mehr auszugehen.
Doch egal welche Ursache für das niedrige Gewicht zu Grunde liegt: ist der Körper nicht ausreichende mit Nährstoffen versorgt, stellt dies auf Dauer eine Gefahr für die Gesundheit dar.
Schlussendlich ist es wichtig ehrlich zu sein. Ist dein niedriges Gewicht durch ein sehr restriktives Essverhalten (Kalorienzählen, Verbote usw.) entstanden? Dann befindet sich dein Körper in einem Hungerzustand und es ist durchaus sinnvoll hier genauer hinzuschauen.
Metaanalyse: (https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/1555137)
Jojo-Effekt: (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25608460/) ; (https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1606148)